33 überraschende Lektionen, die du beim Obstbäume schneiden lernen kannst
Angstobjekt Apfelbaum.
Es gibt wenig Themen rund um den Obstbaum, die Viele so einschüchtert wie das Obstbäume schneiden!
Doch wenn du dich einmal traust, die Astsäge anzulegen, eröffnet sich dir eine ganz neue Welt.
Selbst wenn du schon Obstbäume geschnitten hast, erfährst du:
- wann auch Profis an ihre Grenzen kommen
- und was das Obstbäume schneiden mit einem Tierarzt zu tun hat
Aber nun von vorne:
- 01. Warum überhaupt die Mühsal mit dem Obstbäume schneiden?
- 02. 5 Experten, 11 Meinungen
- 03. Wassertriebe sind nicht deine Feinde…
- 04. …Wühlmäuse schon
- 05. "Wehret den Anfängen!"
- 06. Den Hut NICHT durchwerfen können
- 07. Fast wie beim Tierarzt
- 08. Mutiere nicht zum Obstbaumschnitt-Berserker
- 09. Auch Profis können beim Obstbäume schneiden ins Schwitzen kommen
- 10. Je mehr du siehst, desto mehr lernst du
- 11. Lebensraum Obstbaum oder manchmal hilft der Schnitt nicht mehr dem Baum
- 12. Mit einem Buch schneidest du keinen Obstbaum!
- 13. Sei schlau, schau genau
- 14. Die Marke der Säge ist zweitrangig
- 15. Generationenübergreifende Grundlagen
- 16. Die Mistel ist nicht geschützt!
- 17. Andere (Bundes-) Länder, andere Sitten
- 18. Ist es dir zu kalt, ist es dem Obstbaum auch zu kalt
- 19. Im Winter siehst du mehr
- 20. Manchmal musst du reissen statt schneiden!
- 21. Der Herbst ist für den Obstbaumschntit tabu
- 22. Blütenbildung und die Alternanz, der feine Unterschied zwischen Kern- und Steinobst
- 23. Verjüngung klappt nicht bei allen
- 24. Unterschiedliche Obstarten werden unterschiedlich alt
- 25. DAS Wichtigste bei deinem Schneidwerkzeug
- 26. Lieber Schmied oder Chirurg?
- 27. Dein Werkzeug steht auf dich…
- 28. Ein Stummel ist nur was für 'ne Dummel
- 29. Ein bisschen Sonne macht krumm
- 30. Ein Baum verzeiht
- 31. Jedem Obstbäumchen sein Schnittchen
- 32. Weniger ist mehr
- 33. Obstbäume schneiden ist wie Kinder großziehen – eine lebenslange Verbindung
- Fazit
01. Warum überhaupt die Mühsal mit dem Obstbäume schneiden?
Hast du Bock auf schönes, saftiges Obst aus deinem eigenen Garten?
Was ist die effektivste Methode, das zu erreichen?
Nein, nicht Pestizid X und Dünger Y. Die Qualität deiner Früchte wird massiv vom Schneiden deiner Obstbäume beeinflusst.
Ein Apfelbaum trägt am 2-3 jährigen Fruchtholz die besten Früchte. Ist dein Obstbaum lange nicht mehr geschnitten worden, ist das Holz alt und vergreist und die Qualität der Früchte nimmt ab.
Hat dein Obstbaum zu viel Fruchtholz (damit zu viele Blüten, damit zu viele Früchte) überträgt er sich. Die Energie reicht nicht aus, alle Früchte ordentlich zu versorgen. Es gibt zwar viel Obst, aber die Früchte bleiben klein und reifen schlecht aus.
Wenn es ganz dicke kommt, reicht die Energie nicht, um die Blüten für das nächste Jahr zu bilden. Es blüht und trägt… nüscht.
Der Schnitt deiner Obstbäume führt zu:
– einem gesunden Baum
– besserer Obstqualität
– regelmäßigen Erträgen
02. 5 Experten, 11 Meinungen
Wenn du 5 Profis fragst, wie ein Obstbaum geschnitten werden soll, erhälst du mindestens 10 Antworten.
Selbst die Experten im Obstbäume schneiden haben für manche Fragestellungen mehr als eine Lösung parat.
Denn je nach Problem gibt es den einen Schnitt oft nicht. Das Wirrwarr an Meinungen kann verunsichern.
Was hilft: dich an den Wuchsgesetzen und der Obstbaum-Biologie zu orientieren. Inklusive eines klaren Zieles für deinen Obstbaum.
03. Wassertriebe sind nicht deine Feinde…
Zu viel runtergeschnitten und im Sommer sieht dein Obstbaum aus wie ein Besen?
Du kannst dich freuen!
Denn Wassertriebe zeigen dir, dass dein Obstbaum noch sehr vital ist.
Schlimmer ist es, wenn dein Obstbaum nach dem Schnitt kaum bis gar nicht mehr mit neuem Austrieb reagiert. Was oft bei alten Steinobstbäumen der Fall ist. Das zeigt, dass dein Obstbaum kaum noch vital ist und bald abstirbt.
Dann lieber ein Besen im Garten.
Über mehrere Jahre verteilt, bekommst du die Wassertriebe locker in den Griff. Nur nicht wieder alles auf einmal entfernen!
04. …Wühlmäuse schon
Du pflanzt einen Obstbaum mit ordentlichem Pflanzschnitt und im Frühjahr treibt…nix.
Herzlich willkommen, liebe Wühlmaus, das Buffett ist eröffnet!
Diese Biester fressen unterirdisch alles ratzekahl. Eine der wichtigsten Massnahmen beim Pflanzschnitt: Wühlmaus- und Verbissschutz anbringen.
Denn wen nichts wächst, kann du auch nichts mehr schneiden!
Ganz wichtig: Unverzinkten Wühlmausdraht nehmen! Der Draht verrostet nach 2-3 Jahren und die Baumwurzeln können ohne abzuschnüren wachsen.
05. „Wehret den Anfängen!“
„Zu spät wird die Medizin bereitet, wenn die Übel durch langes Zögern erstarkt sind.“ (Ovid)
Mach. Den. Erziehungsschnitt.Ordentlich!
Nicht nur im ersten Jahr. Denn was du in der Jugend des Obstbaumes verkackst, kriegst du später nur schwierig wieder hin gebogen.
Lege von Anfang an eine klare Kronenform fest. Dann halte dich die nächsten Jahre beim Schneiden deines Obstbaumes dran!
06. Den Hut NICHT durchwerfen können
Boah, da stellen sich mir alle Nackenhaare, wenn ich diese Aussage höre.
Wenn du deinen Obstbaum so radikal schneidest, das du deinen Hut durchwerfen kannst, hast du dir eine Arbeitsbeschaffungsmassnahme für die nächsten Jahre erzogen. Wassertriebe GmbH und Co.KG lassen grüßen.
Besser: Gleichgewicht! Zwischen Neutrieben und Fruchtholz. Wenn nach dem Obstbaumschnitt plötzlich der Hut durch den Obstbaum fliegt, ist meist kaum noch Fruchtholz vorhanden. Kein Obst im nächsten Jahr für dich. Mässige dich!
07. Fast wie beim Tierarzt
Hast du schon einmal Obstbäume von anderen geschnitten?
Manchmal komme ich mir dabei vor wie beim Tierarzt. Oft geht es nicht um den Patienten selbst (wahlweise Katze oder Obstbaum), sondern um die Betreuung des Besitzers.
Und die Beruhigung, dass es dem Patienten nach der Operation besser gehen wird als vorher. Egal ob Katze oder Obstbaum.
08. Mutiere nicht zum Obstbaumschnitt-Berserker
Den noch. Und den auch noch. Der da hinten muss auch noch weg.
Ehe du dich versiehst, hast du die halbe Krone auf dem Boden. Einmal dran, ist das Bremsen beim Obstbäume schneiden gar nicht spo leicht. Kenne ich selbst.
Du bist richtig drin, die Säge läuft, du läufst warm und es macht richtig Spaß. Ritscheratsch, Baum kahl.
Leg‘ dir vor dem Schneiden deiner Obstbäume ganz klar fest, was bleibt! Nicht was wegkommt, denn das passiert ganz von alleine.
Nur Äste und Strukturen, die definitiv bleiben. Damit verhinderst du nach dem Schnittrausch das böse Erwachen mit einem nackten Obstbaum.
09. Auch Profis können beim Obstbäume schneiden ins Schwitzen kommen
Nicht nur beim körperlich anstrengenden Schnitt selbst.
Manche seit Jahren und Jahrzehnten ungepflegten Problem-Obstbäume können selbst lange erfahrenen Obstbaum-Experten vor eine große Herausforderung stellen. Wenn du vor lauter Astgewirr gar nichts mehr von der Obstbaum-Struktur erkennen kannst, hilft oft im wahrsten Sinne des Wortes nur noch Augen zu und durch.
Bei diesen Ungetümen werden es mehrere Dates, bis ich zufrieden mit dem Ergebnis bin.
Fang oben an, und entdecke, wie sich die Baumform langsam herausschält.
10. Je mehr du siehst, desto mehr lernst du
Wenn du mit mir im Auto fährst, kennst du schnell eine meiner Macken: ich kann an keinem Obstbaum vorbei fahren, ohne mir genau anzuschauen, wie er aufgebaut oder geschnitten ist.
Was die Beifahrer nerven kann, ist für die Obstbaum-Bildung super.
Gehe mit offenen Augen durch die Landschaft oder die Vorgärten, und schaue dir an, wie verschiedene Obstbäume geschnitten (oder auch nicht) sind.
Gefällt dir ein Obstbaum besonders gut? Such‘ nach dem Besitzer und quetsche ihn aus. Oft sehr gesprächige Leute, die ihr Wissen gerne teilen.
11. Lebensraum Obstbaum oder manchmal hilft der Schnitt nicht mehr dem Baum
Bei manchen Obstbäumen kommt jede Hilfe zu spät.
Der Obstbaum stirbt langsam ab.
Dennoch kann hier ein Schnitt hilfreich sein. Denn du entfernst bruchgefährdete Äste, damit der Baum selbst noch erhalten bleibt.
Die Baumruine kann noch lange Vögeln, Säugetieren und Insekten als Unterschlupf und Nahrungsquelle dienen. Eine der Gründe, warum Streuobstwiesen eines der artenreichsten Biotope unserer Breitengrade sind.
12. Mit einem Buch schneidest du keinen Obstbaum!
Nein, dafür brauchst du schon eine Säge! Und der Obstbaum im Buch sieht sowieso immer anders aus als deiner im Garten! 😉
Bilde dich fort.
Je mehr Bücher du liest, desto besser. Denn verschiedene Autoren erklären verschiedene Probleme unterschiedlich.
Irgendwann macht es klick, wenn du ein und dieselbe Methode auf 5 verschiedene Arten erklärt bekommen hast. Deswegen lese so viele Obstbau-Bücher wie möglich.
Theorie ersetzt zwar keine Praxis, aber wenn du eine Vorstellung davon hast, welches Teil im Obstbaum welche Funktion hat, erleichtert dir das denn späteren Obstbaumschnitt ungemein.
13. Sei schlau, schau genau
Baumansprache gehört IMMER dazu. Bevor du überhaupt einen Schnitt machst, schau dir deinen Obstbaum ganz genau an:
- Welche Obstbaumform hat er?
- Spindel/Spalier/ Halb- oder Hochstamm?
- Hat er die Endgröße schon erreicht oder befindet er sich noch voll im Wachstum?
- Wie sind die Stammverlängerung und die Leitäste aufgebaut?
- Gibt es eine überhaupt eine Grundstruktur?
- Wie vital ist er?
- Was bleibt und was geht?
Erst dann setzt du den ersten Schnitt!
14. Die Marke der Säge ist zweitrangig
Ich hatte schon viele in der Hand.
Endlose Diskussionen, welche Astsäge nun warum besser ist als die andere.
Aber ein Fakt für Anfänger ist wichtig: Hauptsache scharf. Dann macht es auch die 19 Euro Astsäge aus dem Baumarkt.
Steigt die Anzahl der Obstbäume, die du schneidest, werden andere Faktoren wichtiger: Austauschbarkeit von Einzelteilen, Ergonomie, Pflegeaufwand, Nachschärfen möglich/nötig?
Doch das Wichtigste bleibt: ist der Schnitt scharf genug, um den Ast sauber abzutrennen?
15. Generationenübergreifende Grundlagen
Manche heutige Obstbäume waren schon groß, als dein Opa noch klein war.
Wenige Themen sind so generationenübergreifend, wie alte Obstbäume. So wie wir von den Grundlagen der früheren Generationen profitieren, ist unser heutiges Handeln für deine (Ur-)Enkel relevant.
Setze dir zum Ziel, dass auch deine Obstbäume noch in den nächsten Generationen bewundert und abgeerntet werden können.
16. Die Mistel ist nicht geschützt!
Normalerweise bin ich tolerant.
Bei einem Thema schon lange nicht mehr: Mistel (Viscum album)!
Nachdem in meiner Heimatregion knapp 50-60 % der Streuobstbestände schon zusammengebrochen sind, ist die Mistel für mich Streuobstfeind Nr. 1.
Mein Appell an dich: Weg mit ihr!
Es gibt genug andere Pflanzen, an denen sie wachsen können, aber nicht an deinen Obstbäumen.
17. Andere (Bundes-) Länder, andere Sitten
Ich stamme aus Rheinland-Pfalz, an der Grenze zu Luxemburg. Dort gibt es viele Hochstämme, aber kaum einer mit einer Oeschberg-Krone erzogen.
Jetzt wohne ich im Berner Oberland, in der Nähe des Thuner Sees. Hier gibt es kaum Bäume ohne Oeschberg-Krone.
Was ist ein Hochstamm? Da sind sich die Bundesländer in Deutschland uneins. Die Angaben schwanken zwischen 1,6 – 2,0 m Stammhöhe.
In Frankreich ist das Pillepalle, da fangen die Hochstämme erst jenseits der 2 m an.
18. Ist es dir zu kalt, ist es dem Obstbaum auch zu kalt
Habe ich noch 10 Zehen?
Die Eiswürfel vorne in den Stiefeln fühlen sich alles andere als meine Körperteile an.
Sinken die Temperaturen unter Minus, wird das Obstbäume schneiden schnell ungemütlich. Die weiblichen Schnippler wissen was ich meine, wenn du nur noch auf zwei Eisklötzen daherkommst.
Deinem Obstbaum geht es ähnlich: Der Schnitt bei Minusgraden bekommt ihm schlechter. Aus eigener Erfahrung: Das Holz ist deutlich brüchiger, schnell ist ein Ast weggeschlitzt. Trotz dem Schnitt auf Astring.
Warte lieber, bis es für dich und den Obstbaum wieder gemütlicher ist.
19. Im Winter siehst du mehr
Ach neee, was ein Fakt.
Der nackte Obstbaum im Winter lädt zum Schneiden ein. Der Sommerschnitt eignet sich aber besser bei stark treibenden Obstbäumen und vielen Steinobstarten.
Wenn doch nur die Blätter nicht wären…
Sorge im Winter für den Sommer vor: markiere dir im Winter die Äste, die du im Sommer entfernen möchtest. Mit einer Schnur oder einem Stück Draht.
Damit ist der Sommerschnitt ein Klacks.
20. Manchmal musst du reissen statt schneiden!
Wusstest du, dass es einen Juniriss gibt?
Dabei reißt du die einjährigen, noch grünen Wassertriebe aus. Im Juni, wenn sie noch unverholzt sind. Damit reduzierst du den Austrieb und bremst den Obstbaum etwas im Wachstum.
Die Wunden sehen mies aus, verheilen aber wunderbar. Hier auch wieder: nicht alles gleichzeitig, sondern mit Bedacht einige Wassertriebe entfernen.
21. Der Herbst ist für den Obstbaumschntit tabu
Zumindest bei mir. Eigentlich kannst du das ganze Jahr schneiden. Eigentlich…
Regen und kaltes Wetter sind ideale Bedingungen für Pilze.
Im Herbst ist dein Obstbaum mit ganz anderen Dingen beschäftigt, als der Schaderregerabwehr. Der Obstbaum verlagert seine Reserven aus den Blättern in Wurzeln und Stamm. Damit auch die Abwehrstoffe. Die er erst im Frühjahr wieder nach oben bringt.
Der Obstbaumschnitt im Herbst hat also zwei Nachteile: bessere Bedingungen für Pilze und andere Schaderreger und eine schlechtere Abwehr deines Obstbaumes.
22. Blütenbildung und die Alternanz, der feine Unterschied zwischen Kern- und Steinobst
Folgendes Diagramm erklärt einen gravierenden unterschied zwischen Kernobst und Steinobst. Kernobst, wie Äpfel und Birnen, tendieren zu Alternanz. Das bedeutet, dass die Erträge unregelmäßig sind. Ein Jahr trägt der Apfelbaum gut, im nächsten Jahr kaum.
Das hängt mit der Blütenbildung zusammen. Beim Steinobst überschneidet sich die Frucht- und Blütenbildung kaum. Bei Kernobst stark. Wenn es also viele Äpfel gibt, bleibt weniger Energie für die Blütenbildung für das nächste Jahr. Im nächsten Jahr gibt es weniger Äpfel, damit bleibt mehr Energie für die Blütenbildung. Und so weiter.
Das Schneiden deiner Kernobstbäume hilft, die Alternanz zu verringern. Denn du sorgst durch den Schnitt dafür, dass ein Gleichgewicht zwischen Blüten- und Fruchtbildung hergestellt wird.
23. Verjüngung klappt nicht bei allen
Ein weiterer, gravierender Unterschied zwischen Kern- und Steinobst: Ein Apfelbaum wächst auch noch, wenn er aus dem letzten Loch pfeift. Alte Apfel- und Birnbäume kannst du bis ins hohe Alter schneiden. Sie reagieren bis zum bitteren Ende.
Steinobstbäume leider kaum.
Deswegen ist es bei Pflaumen-, Mirabellen und Kirschbäumen und Co. besonders wichtig, diese immer wieder zu verjüngen.
Und nicht zu lange damit zu warten, denn was einmal kahl ist, treibt in den seltensten Fällen wieder aus.
24. Unterschiedliche Obstarten werden unterschiedlich alt
Kennt ihr sie (noch)?
Die landschaftsprägenden Birnbäume, die alle anderen Obstbäume auf den Streuobstwiesen überragen. Mit Ausnahme der noch größeren Walnussbäume.
Wer so groß werden will, muss auch dementsprechend alt werden. Unterschiedliche Obstarten werden unterschiedlich alt. Hier die Zahlen für Obsthochstämme, aus dem Buch „Obstbäume in der Landschaft“ , Lucke, Silbereisen, Herzberger, 1992:
- Mostbirnen bis zu 200 Jahre und darüber
- Tafelbirne 50-70 Jahre
- Kirsche 60 – 80 Jahre
- Walnuss 100-150 Jahre
- Apfelbaum 80 Jahre +
- Quitte 50 Jahre
- Esskastanie 300 Jahre
- Zwetschge/Pflaume 40-60 Jahre
Wundere dich daher nicht, wenn der Pflaumenbaum sich verabschiedet, die Birne aber noch ein paar Jahrzehnte mitmacht.
Der Obstbaum-Jungbrunnen: ein regelmäßiger Rückschnitt. Das regt den Obstbaum zum treiben an und verjüngt das Fruchtholz.
25. DAS Wichtigste bei deinem Schneidwerkzeug
Auf Feuerbrand hast du keinen Bock. Glaub‘ mir! Und auch sonst keiner.
Daher ist die Desinfektion deinerr Werkzeuge das A und O wenn du deine Obstbäume (und vor allem die von anderen) schneidest.
Früher wurde mit hochprozentigem Alkohol desinfiziert, das tötet aber die Erreger des Feuerbrandes nicht.
Daher: besorg dir eine Lötlampe und flamm die Schnittklingen deiner Werkzeuge vor jedem neuen Obstbaum gut ab. Auch wenn du den gleichen Baum mit einer Krankheit schneidest (beispielsweise Obstbaumkrebs): Abflammen.
Aber: nach dem Abflammen NICHT die heiße Klinge direkt in die Hosentasche stecken. Eigene Erfahrung, ich sag’s nur. 😉
26. Lieber Schmied oder Chirurg?
Bei Astscheren kannst du auf ein Amboss oder Bypass-System zurückgreifen.
Bei der Ambossschere ist es wie im richtigen Amboss. Wie der Hammer auf dem Amboss trifft, so trifft die Klinge auf das feststehende Gegenstück.
Die Schere drückt den Ast ab, wobei er gequetscht werden kann.
Bei der Bypass-Schere gleiten die Klingen aneinander vorbei und schneiden den Ast durch.
Deutlich sauberer und präziser.
27. Dein Werkzeug steht auf dich…
…und deine sanften Hände.
Wenn du in das höher preisige Segment aufsteigst, kannst du oftmals deine Astschere und Baumsäge auseinander bauen. Mit mehr Möglichkeiten kommen mehr Pflichten!
Reinige, schmiere und schärfe dein Werkzeug regelmäßig.
Nicht nur gut fürs Werkzeug, sondern die Arbeit geht im wahrsten Sinne leichter von der Hand, wenn deine Astschere nicht klemmt und quietscht.
28. Ein Stummel ist nur was für ’ne Dummel
Schnitt auf Astring! Damit ist alles gesagt.
Ausnahmen: manche Obstbaum-Experten belassen bei Süßkirschen einen Stummel, der zurücktrocknet und den Kirschbaum vor Holzkrankheiten schützen soll. Ich mach’s nicht.
29. Ein bisschen Sonne macht krumm
Zu wenig Licht, zu wenig Leben.
Bäume streben immer nach Licht. Ist schliesslich ihre Hauptnahrungsquelle. Bekommt dein Obstbaum zu wenig Licht, reckt und streckt er sich wo er kann der Sonne entgegen.
Eine gerade, aufrechte Krone wird damit unmöglich. Egal wie gut du schneidest.
Achte daher beim schon Pflanzen auf ausreichende Lichtverhältnisse und ausreichenden Pflanzabstand.
30. Ein Baum verzeiht
Wenn dein Uralt-Obstbaum nicht gerade aus dem letzten Loch pfeift, verzeiht er dir auch mal den ein oder anderen Schnitzer (ha, Wortspiel, gemerkt?)
Viele haben Angst, den ersten Schnitt zu setzen und davor, etwas falsch zu machen. Wenn du nicht gerade die Stammverlängerung oder einen Leitast entfernst, kriegt der Obstbaum die ein oder andere Lücke gut geschlossen.
Taste dich langsam heran und bei ganz großer Panik, schau den Profis über die Schulter. Dabei klärt sich extrem viel.
31. Jedem Obstbäumchen sein Schnittchen
Es gibt viele verschiedene Baumgrößen und Baumformen im Obstbau.
Was für einen Hochstamm an Schnittregeln gilt, ist für einen Spalierobst- oder einen Miniobstbaum anders.
Willst du lieber eine Oeschberkrone erziehen? Oder gar eine Hohlkrone?
Obstbaum ist nicht gleich Obstbaum, weswegen ich der Meinung bin, dass es nicht den EINEN richtigen Schnitt gibt. Jeder Obstbaum ist anders. Was aber bei allen Obstbäumen zum tragen kommt sind die biologischen Grundlagen.
Verschaffe dir einen Überblick darüber, nach welchen natürlichen Regeln ein Obstbaum wächst, dann wird das Obstbäume schneiden deutlich entspannter.
32. Weniger ist mehr
Diese Lektion stammt von Instagram-Follower Tobi. Ich erweitere ihn noch.
Einerseits: Teile dir die Schnittarbeit auf mehrere Jahre auf. Versuche nicht, innerhalb eines Obstbaumschnitt-Termins den ganzen Obstbaum zu schneiden. Obstbaumschnitt ist eine jahrelange Verpflichtung.
Andererseits: mache nicht zu viele kleine Schnitte. Schneide lieber weniger, dafür größere Äste raus, anstatt alle einjährigen Wassertriebe entfernen zu wollen. Das beschleunigt deine Arbeit und der Obstbaum wird schneller luftig und locker.
33. Obstbäume schneiden ist wie Kinder großziehen – eine lebenslange Verbindung
Die Beziehung zu deinen Kindern währt ein Leben lang. Die Beziehung zu deinem Obstbaum kann auch lebenslang bestehen. Bedenke, dass Obsthochstämme locker 80 -100 Jahre werden können!
Los geht es mit Schule und Ausbildung, bzw. Pflanz- und Erziehungsschnitt.
Hat du dabei alles richtig gemacht, tritt dein Hochstamm-Obstbaum nach 15-20 Jahren in die Ertragsphase ein, wirft erst zaghaft, wie in den ersten Berufsjahren, danach immer mehr Früchte ab. Bis er mit 35-45 Jahre in die Vollertragsjahre kommt. Bei beiden gilt der Ertragsschnitt.
Wird dein Obstbaum so langsam ein Rentner, kannst du ihm mit einem Verjüngungsschnitt den Lebensabend versüssen.
In jedem Lebensabschnitt eines Obstbaumes sind andere Massnahmen erfolderlich. Ähnlich wie bei uns Menschen auch.
Fazit
Obstbäume schneiden kann dir enorm viel beibringen. Nicht umsonst bekommst du sie aus der Baumschule (haha).
Sei es eine genaue Beobachtungsgabe, der richtige Umgang mit deinem Werkzeug oder das generationenübergreifende Denken.
Welche Lektionen hast du beim Obstbäume schneiden gelernt?
Schreib es gerne in die Kommentare!
Bis bald,
deine Lisa
P.S: Hat dir der Beitrag gefallen? Dann teile ihn doch gerne! Auf das deine Obstbäume reichlich tragen und und niemand tut dran nagen ;).
6 Kommentare
Interessant, dass es für jeden Obstbaum unterschiedliche Schnittregeln gibt und diese sich bei einem Hochstamm von denen eines Miniobstbaumes unterscheiden. Ich habe mir Share Original Pflaumen online bestellt, weil ich unseren Pflaumenbaum leider falsch geschnitten habe und er seitdem keine Früchte mehr trägt. Ich hätte nie gedacht, dass Obsthochstämme locker 80 -100 Jahre werden können!
Hallo Nico! Danke dir vielmals für deinen Kommentar!
Jupp, die Schnittregeln richten sich nach Alter des Baumes, Obstart (ein Pfirsich beispielsweise trägt hauptsächlich am einjährigen Holz, ein Apfel am zwei- bis dreijährigen). Beim Pfirsich musst du deutlich „schärfer“ schneiden, damit er immer frische, neue Triebe bringt. Beim Apfel ist es wichtig, genug Fruchtholz stehen zu lassen.
Zu deinem Pflaumenbaum: Früchte kommen dabei (ähnlich wie beim Apfel) auch eher am älteren Fruchtholz. Lasse mal ein paar Äste älter werden! Es kann aber auch an den schwierigen, vergangenen Jahren gelegen haben. Hitzestress und Spätfrost tragen auch zu Ertragseinbussen bei. Du kannst mir dazu gerne auch mal eine Mail schreiben.
Zum Alter: Es gibt auch Birnbäume und Obstbäume auf Sämlingsunterlage, die auch die „über 100“ knacken. der Birnbaum am Lechenberg soll sogar schon die 200 geknacktz haben, vor 31 Jahren ;).
So, nun wünsche dir noch einen schönen Tag und viel Erfolg mit deinem Pflaumenbaum!
Viele Grüße
Lisa
Danke für deine Tipps zum Obstbaumschneiden und Baumpflegearbeiten. Ich hätte nie gedacht, dass das Schneiden von Obstbäumen die Qualität der Früchte beeinflussen kann. Ich werde meinem Vater, der einige Obstbäume im Garten stehen hat, raten, ihn zu beschneiden. Da er die letzten Jahre keinen seiner Bäume geschnitten hat, ist das Holz vergreist und das erklärt, warum seine Früchte nicht mehr so gut schmecken wie die Jahre zuvor.
Danke dir für deinen lieben Kommentar. Jupp, genau das ist oft ein Problem, bei Obstbäumen genauso wie bei Obststräuchern. Ist der Baum lange nicht geschnitten worden, nimmt die Qualität des Fruchtholzes ab, und damit auch die Qualität der Früchte. Bei Äpfeln muss man permanent dafür sorgen, dass es neben älterem Holz auch regelmässig frisches, 2-3-jähriges Fruchtholz gibt, was die besten Früchte trägt.
Du hast das Wichtige am Obstbaumschnitt klasse zusammengefaßt und obendrein hatte ich viel Spaß beim Lesen.
Und ein paar Tipps fand ich richtig gut. Werde dich meinen Schnittlehrgangsteilnehmern unbedingt weiterempfehlen.
Hallo Susanne,
ui, vielen herzlichen Dank dir! Freut mich sehr, dass du mich deinen Teilnehmern weiterempfehlen möchtest! Das ist eines der größten Komplimente! Dann wünsche ich dir viel Erfolg bei den Kursen und eine (hoffentlich) staffindende Durchführung!
Viele Grüsse
Lisa